Die Ausrüstung
Der Ausrüstung wurde ein besonderes Augenmerk geschenkt. Die Skier: Herr Hofrat hatte darin etwas ganz Besonderes, nämlich Lilienfelder mit Lilienfelder Bindung. Sie waren acht Zentimeter breit und der Größe meines Tourengenossen entsprechend lang (etwa 2 Meter 20). Vor allem waren die Dinger unglaublich schwer, zumal die Bindung ganz aus Stahl war! Sie hatten zwar mit Zehen- und Ristriemen den Vorteil (aber auch einen Nachteil, was wir damals aber noch nicht erkannten), dass man darin absolut fest-verankert stand und ein seitliches Verrutschen ausgeschlossen war. Meine Skier waren (ich kaufte sie von dem verstorbenen Herrn Bezirkstierarzt Brutscher aus Sonthofen) wahrscheinlich von H. Schweiger in München gefertigt, 2 Meter 30 lang, 7 Zentimeter in der Mitte breit und hatten norwegische Form, samt Norweger Meerrohrbindung, die, mit einer Schnur vom Absatz ausgehend über den Rist gebunden, am Fuße festgemacht wurde.
Beide Paar Skier waren von der Spitze bis zum Ende mit Seehundsfell beschlagen (eine Anregung Madleners). Wo die Felle zusammengesetzt waren, wurde die Naht mit einem dünnen Messingblech überdeckt. Die Nagelung war so eng, dass nach jedem Zentimeter ein Nagel saß (was natürlich nicht gerade zur Beschleunigung des Tempos bei der Abfahrt beitrug). Zum bergaufsteigen war dieser Belag unersetzlich, bei der Abfahrt empfanden wir nicht einmal hinderlich, da wir auf Schnelligkeit ja keinen Wert legten. Der Ski war Mittel zum Zweck. Er diente uns nur dazu, besser als mit Schneereifen vorwärts zu kommen.
An Schuhwerk waren wir beide gleich ausgerüstet: sogen. Allgäuer Bergbossen mit Knappennägeln. Die weitere sehr vollständige Ausrüstung waren Wollstrümpfe, Unterjacken, Wollhemd, Unterhose, lange Hose, Weste, Sweater, Joppe, Schlips, Wollmütze und gewalkte Allgäuer nahtlose Gamaschen, die bis unter die Knie reichten und durch zwei Lederriemen unter dem Fuß kreuzweise gebunden wurden. Sie überdeckten den Schuhverschluss vollständig und waren eigentlich sehr ideal, denn sie waren wasserdicht, warm und zweckmäßig und legten sich ganz lose an den Fuß. Handschuhe hatten wir pro Kopf zwei Paar.
Im Rucksack nahmen wir Proviant für drei Tage mit (Brot, Speck, Schweinerippchen, Knackwürste, Butter, Salz, Zucker, Tee, Lebkuchen, Ölsardinen und Fleischkonserven). An ,Reparaturzeug nahmen wir Messingdraht, einige Schrauben, Nägel, eine Flachzange, einen Bohrer und eine Universalzange allergrößten Formats mit (an der Hammer, Zange, Beil, Schraubenzieher, Stemmeisen, Drahtschere und noch manch anderes angebracht war). Dieses Monstrum machte uns später noch viel Sorgen und verursachte manche Blase an den Händen. Wo es schließlich hinkam, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich nur noch erinnern, dass ein Tourenkamerad eines Tage einen entschieden aufrechteren Gang hatte, er dieses Sammelgerät nicht mehr dabei hatte.
An weiteren Ausrüstungsgegenständen sind zu nennen ein Fernglas, Trinkbecher, Spirituskocher, Laterne, Taschenmesser, Uhr, Thermometer, Kompass, Steigeisen, Seil und etwas Verbandszeug. Mein Tourengenosse führte einen kräftigen Bergstock ohne Schneeteller oder Schneekranz mit sich, ich hatte vereinbarungsgemäß einen Eispickel mitgenommen. Wir stellten ein genaues Verzeichnis all dieser Dinge auf, dass wir nichts zweimal dabei hatten (!). Man kann wohl sagen, wir waren gerüstet und bewaffnet wie zu einer Himalaja-Expedition; aber schließlich war diese erste große Bergtour mit Skiern für uns denn auch fast ein Unternehmen von ähnlichen Ausmaßen, wie es heute Expeditionen in andere unbekannte Schneeregionen sind.